Bericht 5
Machu Picchu – Hšhepunkt oder Abzocke?
Da will jeder
hin, wir natŸrlich auch. Aber wie? Es gibt viele Mšglichkeiten, von sehr teuer
bis teuer. Die teuerste ist wohl die Zugfahrt von Cusco
morgens um 5 h bis Aguas Calientes,
dann mit dem Bus zur Inka-StŠtte hoch in den Bergen, Besichtigung, zurŸck nach Cusco, dort RŸckkehr gegen 21 h. Preis ca. 400 US$. Die
billigste Variante: Mit dem eigenen Auto kommt man, bis HydroŽlectrica
(kein richtiger Ort, nur eine Kraftwerkbaustelle und eine Eisenbahnstation), und
von dort in 4 bis 5 Stunden zu Fu§ bergauf bis Machu Picchu. Dann zahlt man ãnurÒ den Eintritt von rd. 60 US$
Wir wollen
einen Mittelweg wŠhlen und fahren dazu mit dem eigenen Auto etwa 90 Kilometer bis
zu einem Ort mit dem klangvollen Namen Ollantaytambo.
Von dort kommt man in einer 1 ½ stŸndigen Bahnfahrt bis Machu Picchu fŸr ãnurÒ 110 US$
hin und zurŸck. (Das ist der Touristentarif, Peruaner zahlen 10 Soles = 4 US$und OrtsansŠssige 4 Soles = 1,60 US$). Die Autofahrt nach Ollantaytambo
geht durch das wunderschšne ãHeilige TalÒ der Inkas, einem fruchtbaren Tal am
Fluss Urubamba mit diversen alten InkastŠtten hoch in
den Bergen. Ollantaytambo hat nicht nur einen schšnen
Namen, sondern erstaunlicherweise
hat sich der Ort seit der Inkazeit nicht viel verŠndert. Er ist auch heute noch
sehr reizvoll, obwohl sich hier reichlich Touristen tummeln. Die gro§e
Attraktion sind natŸrlich die
Ruinen der Inka Festung, die weit oberhalb der Stadt am Berg liegen und nur zu
Fu§ Ÿber steile Terrassen zu erreichen
sind. Diese Terrassen haben die Inkas mit einem so raffinierten
BewŠsserungssystem ausgestattet, dass sie noch heute bebaut werden kšnnten. Der
Aufstieg ist beschwerlich, und wir sind immer wieder verwundert, welche
steilen, schmalen und všllig ungesicherten Pfade fŸr Touristen zugelassen sind.
Hoch oben am
Berg stehen noch die Fundamente des Sonnentempels. Sechs Megalithen von bis zu 50 Tonnen Gewicht
begrenzen ihn. Und man kann es kaum fassen, dass diese Steine Ÿber Rampen (eine
ist heute noch zu sehen) ohne das Benutzen von Rad oder Flaschenzug von einem
Steinbruch auf der anderen Talseite hierher gebracht wurden. Nach mindestens
zwei Stunden Kletterpartie am Berg und immer wieder gro§artigen Aussichten auf
den Ort, kraxeln wir wieder runter und wollen uns einen Pisco
Sour genehmigen, angeblich das NationalgetrŠnk von Peru. ãUlliÒ, schallt es
plštzlich von oben – Sina, Micha, Benny und Kristin sitzen auf dem Balkon
eines Restaurants Ÿber uns. Gro§e Wiedersehensfreude. Die Vier, die wir aus La
Paz kennen, sind gerade aus Machu Picchu
zurŸck gekommen und schwŠrmen von ihrer Variante. Mit dem Auto weitere 158
Kilometer bis Santa Theresa, dort gibt es einen Campingplatz, wo die Autos
sicher stehen. (Das ist in Peru ganz besonders wichtig.) Weiter mit dem Taxi bis HydroŽlectrica, von dort mit dem Zug weiter bis Aguas Calientes, und schlie§lich
mit dem Bus hoch nach Machu Picchu.
Die Vier erzŠhlen begeistert von der landschaftlich gro§artigen Strecke, und
wir beschlie§en gleich morgen genau diesen Weg zu nehmen. Sie haben nicht zu
viel versprochen. Auf einer ausgezeichneten Asphaltstra§e schrauben wir uns am
nŠchsten Tag hšher und hšher. Trotz Regenzeit haben wir heute eine všllig klare
Sicht, nach jeder Kurve und Kehre genie§en wir einen neuen Ausblick auf TŠler
und Berge.
Hoch
Ÿber uns erhebt sich wolkenlos ein 6000er Eisriese, noch
schimmern blŠulich seine ÒewigenÒ Gletscher in der Sonne. Nach der Passhšhe auf
4.300 Metern geht es runter auf 1.700 Meter, und wieder kommen wir dabei durch alle
Klimazonen und die jeweilige
Vegetation. Aber in Santa Maria ist Schluss mit dem schšnen Asphalt – wir
biegen ab auf eine Staub-Schlammpiste nach Santa Theresa. Das wollte ich doch
eigentlich nie wieder, eine einspurige Stra§e, ab und zu Ausweichstellen fŸr
Gegenverkehr, auf der einen Seite steil hoch, auf der anderen Seite ebenso
steil runter und tief unten ein lehmbrauner tosender Fluss. Warnschilder vor
Steinschlag und Erdrutschen sind nur zu berechtigt, es liegen genŸgend
BeweisstŸcke fŸr die Richtigkeit auf der Piste. Noch 30 Kilometer, aber vorher
kommt eine BrŸcke, zugelassen fŸr Autos bis 3,5 Tonnen, wir haben 5,5. Zwei Eisenbahnschienen, darŸber Bretter,
die z.T. zersplittert und lšchrig sind. Wir warten ein Weilchen und sehen zwei gro§e
LKWs mit zahlreichen fršhlichen Menschen auf der offenen LadeflŠche Ÿber die
BrŸcke fahren. Wir wollen das Risiko trotzdem nicht eingehen. Zum GlŸck ist das
GewŠsser unter der BrŸcke nicht tiefer als einen halben Meter, also GelŠndegang zugeschaltete und dann pflŸgen
wir mit Bugwelle neben der BrŸcke durchs FlŸsschen. Damit liegt das Schlimmste
hinter uns, und wenig spŠter fahren wir durch Santa Theresa und dann zum Platz
ãCola de MonoÒ (Affenschwanz). Er liegt romantisch mitten im tropischen Wald.
Man kann hier zwar auf einer Wiese sehr gut campen, aber eigentlich ist es ein
Platz, von dem aus man ãZip-LineÒ machen kann. Nach einem krŠftezehrenden
Aufstieg und mit sicherem Geschirr versehen, rauscht man in 180 Meter Hšhe am
Stahlseil 400 Meter Ÿber den Canon. Bestimmt toll, aber nichts fŸr uns. Vor Machu Picchu gšnnen wir uns noch
einen Tag Pause. Am nŠchsten Tag gehtÕs
schon um 6.30 h per Taxi bis HydroelŽctrica, dann mit dem Zug nach Aguas
Calientes (bzw. Machu Picchu Pueblo). FŸr Touristen gibt es einen extra Schalter,
wir dŸrfen die Fahrkarten nicht am Schalter fŸr die Einheimischen kaufen.
NatŸrlich mŸssen die Touristen auch in einem extra Waggon der besseren Sorte
sitzen, in dem sind wir Ÿbrigens fast alleine diesem Morgen. Touristenpreis fŸr
20 Minuten Zugfahrt: 18 US$. In Aguas Calientes dann
Eintrittskarten kaufen, nochmal 60 US$ pro Person. Schlie§lich noch mal rund 18
US$ fŸr ½ Stunde Fahrt mit dem Bus vom Bahnhof Aguas
Calientes zum Eingang Machu
Picchu. Aber beim ersten Blick Ÿber diese Stadt ist
alles vergessen: ãSie liegt hingebreitet auf dem Berg wie ein riesiges,
zerbrochenes, von KondorschwŠrmen sauber gepicktes
SkelettÒ (aus Paul Theroux: Der alte
Patagonien-Express).
Aber
auch gro§artige Erlebnisse kosten Kraft. Nach fast drei Stunden Schauen, Staunen,
dabei aber stŠndig hohe Stufen bergauf und bergab klettern, sind wir erschšpft,
au§erdem regnet es inzwischen. Wenn wir jetzt mit dem Bus zurŸck zum Bahnhof
fahren, schaffen wir noch den letzten Zug um 13:30 h. Rechtzeitig sind wir am
Schalter, wollen Tickets kaufen. ãDer Zug ist vollÒ, sagt der TicketverkŠufer
ungerŸhrt. ãUnd was jetzt?Ò – ãMananaÒ, wir
kšnnten doch in Aguas Calientes
Ÿbernachten. In diesem hŠsslichen Touristen-Nepp-Kaff? Auf keinen Fall. Aber
eine Stra§e gibt es angeblich nicht. Man fragt sich wie haben sie den Ort
gebaut und alle die Busse und Autos herangeschafft, eingeflogen, oder mit
der Bimmelbahn??
Laufen ist die einzige Alternative - und zwar 10 Kilometer immer neben den
Bahngleisen. Nach einem Restaurantbesuch- schlecht und teuer- machen wir uns
auf den Weg. Die Natur ist tropisch Ÿppig, aber leider haben wir statt
Weitsicht dicke Wolken und immer wieder Regenschauer. Gegen 17 h sind wir unten
und fallen ziemlich fertig in die Taxe, die uns ãnach HauseÒ bringt.
Leider gibt
es fŸr die Weiterreise keine andere Alternative als den RŸckweg nach Cusco. Also machen wir uns am nŠchsten Tag auf den Weg. Aber
durch den vielen Regen ist die Wiese von unserem Platz všllig aufgeweicht
– nur mit Hilfe der Sandbleche kriegen wir die Autos wieder runter. Die
Regenzeit hat jetzt voll zugeschlagen, und man warnt uns vor der Piste nach
Santa Maria, die schon auf dem Hinweg schlimm genug war. Aber was bleibt uns
anderes Ÿbrig? Ich schlafe schlecht in dieser Nacht, doch es geht alles gut. Allerdings
ist jetzt der Fluss neben der BrŸcke um einiges tiefer und unsere Bugwelle
entsprechend hšher. Gut, dass wir Allrad-Fahrzeuge haben.
Wieder geht
es durch das ãHeilige TalÒ, und als wir hungrig werden, halten wir an einem der
kleinen GrillstŠnde, die Ÿberall am Stra§enrand sind. Es riecht lecker,
allerdings vertreibt der Anblick schnell jedes HungergefŸhl – an den
Spie§en stecken komplette Meerschweinchen, fast schon knusprig braun, und ein
ganz normales Fleischgericht in Peru. Wir essen dann doch lieber Obstsalat mit kšstlichen reifen
Mangos.
Neben
Machu Picchu und Ollantaytambo ist Pisaq eine der
wichtigsten Inka-StŠtten in Peru. Hoch Ÿber dem Ort und natŸrlich mit einer
gro§artigen Fernsicht liegen die Ruinen dieser Stadt, die sich einmal Ÿber einige
Quadratkilometer erstreckte. Die Reste eines schšnen Tempels und des
Sonnenheiligtums ãIntiwatanaÒ kann man nur schwer erreichen, es geht Ÿber steile
und rutschige Stufen erst rauf und dann am FelsŸberhang wieder runter und sogar
durch einen etwa 12 Meter langen Tunnel. Gro§artig und beeindruckend, aber
nicht ohne Risiko. Einige Tage spŠter wird in Cusco
ein deutscher Tourist ins Krankenhaus gebracht; er wurde in Pisaq
von herabfallenden Steinen erschlagen.
Von Pisaq sind es nur noch 30 Kilometer bis Cusco,
wo wir ja schon vor unserem Ausflug nach Machu Picchu einige Tage waren. Dort haben wir auch an Pers Geburtstag am 29. Januar in einem
sehr guten Restaurant hervorragend gegessen. ãQuintaLaLaÒ
ist der einzige Campingplatz in Cusco. Man steht sehr
gut dort oben hoch Ÿber der Stadt, trotzdem ist man zu Fu§ bergab in 15 Minuten
mitten in der Altstadt. Doch durch
die heftigen RegenfŠlle der letzten Zeit ist die schšne Wiese so durchnŠsst,
dass wir uns nur mit Einsatz der Sandbleche und sogar des Highlifts
(ein besonderer Wagenheber) ein PlŠtzchen herrichten kšnnen. Cusco liegt auf 3.430 Meter Hšhe und war die Hauptstadt des
Inka-Reichs. Die Spanier eroberten Cusco 1533 und
bauten die Stadt nach ihren Vorstellungen zum gro§en Teil auf den Grundmauern der
Inka-Stadt wieder auf. Als 1650 ein Erdbeben die meisten der Kolonialbauten
zerstšrte, blieben die Grundmauern der Inka-Bauten erhalten. Auch heute noch ist
Cusco eine schšne Stadt, deren gepflegte Kolonialbauten
speziell in der Innenstadt zum Bummeln einladen.
Direkt neben
dem Campingplatz gibt es noch eine wichtige Inka-StŠtte – Saqsayvam‡n (wird tatsŠchlich fast wie sexy woman ausgesprochen). Es war vermutlich einmal eine Festung,
und seine Šu§ere Mauer zeigt, wie genial die Inka gewaltige Steine behauen und
aufeinander fŸgen konnten, so dass fast kein Blatt Papier dazwischen passt. Bei
unserer Besichtigung beweist mal wieder ein heftiger Schauer, dass wir mitten
in der Regenzeit sind.
Am 10. Februar ist Karneval in Cusco. Wir gehen auf
den zentralen Platz (er hei§t wie in fast allen StŠdten ãPlaza
de ArmasÒ – Platz der Waffen), und sehen den
indianischen TŠnzen von Gruppen aus unterschiedlichen Orten zu. Kaum haben die
TŠnzer ihre VorfŸhrung vor der abgesperrten TribŸne beendet, werden sie Opfer einer
heftigen SprŸh-Aktion. Erst vermuten wir, es wŸrde sich um Rasierschaum
handeln, aber es sind speziell fŸr diesen Spa§ hergestellte Dosen mit Schaum,
mit dem die Leute nicht nur die TŠnzer sondern sich auch gegenseitig besprŸhen.
Besonders Kinder und Jugendliche liefern sich regelrechte ãSprŸhschlachtenÒ, aber vor uns hat man doch einen gewissen
Respekt, so dass wir fast unbesprŸht bleiben. Als wir
uns von der Menge ein wenig durch die Stra§en treiben lassen, bekomme ich
plštzlich eine volle Ladung Schaum ins Genick. Ich will ausweichen, aber eine
dicke Indio-Mami auf der einen und ein junger Mann auf der anderen Seite
hindern mich daran. Dann merke ich etwas an meiner Jackentasche. Das
Portemonnaie habe ich sicher verstaut, aber mein †bersetzungsgerŠt wird mir aus
der verschlossenen Tasche geklaut. Ich halte die Hand eines jungen Mannes fest,
er bemerkt anscheinend seinen Irrtum und macht die Hand wieder auf, so kann ich
ihm das fŸr mich so wichtige GerŠt abnehmen kann. Per war ein paar Schritte vor
mir, und als ich ihm den diebischen Knaben zeige, will er ihm noch eine mit dem
Regenschirm Ÿberziehen. Aber ich bitte ihn um ZurŸckhaltung, denn da der
offenbar nicht alleine agierte, will ich nicht, dass Per in Gefahr kommt.
Wieder auf
dem Campingplatz, kommt Ulli und bietet mir einen Cappuccino an. Den macht er
unŸbertrefflich gut und normalerweise bin ich begeistert. Jetzt mag ich nicht,
mir ist schlecht und ich habe Bauchschmerzen. Kein Cappuccino? Das muss was
Ernstes sein. Ulli klopft und drŸckt - Diagnose: Blinddarm. Er besteht darauf,
dass wir sofort per Taxiins Krankenhaus fahren. Eine Stunde Wartezeit in einem
eiskalten GebŠude, ich habe Fieber und SchŸttelfrost. Dann kommt ein Arzt, der
kaum Englisch spricht. Er klopft und drŸckt – heftiger Schmerz –
Diagnose: Blinddarm. Eine halbe Stunde spŠter kommt ein Arzt, der Englisch
spricht. Er klopft und drŸckt – heftiger Schmerz – Diagnose:
Blinddarm. Er bringt uns per Ambulanz in einen anderen Teil des Krankenhauses,
den teureren Teil, den sich nur betuchte Peruaner und Touristen leisten kšnnen.
Ein weiterer Arzt kommt, klopft und drŸckt – heftiger Schmerz –
Diagnose: Blinddarm. Dann kommt der Chirurg – wie gehabt. Man behŠlt mich
gleich da, OP-Termin morgen. Ich liege in einem gro§en Einzelzimmer, und am
nŠchsten Morgen wird sogar noch ein CT gemacht. In den OP werde ich mit einem
halb kaputten Rollstuhl gefahren, die TŸr zwischen Flur und OP steht weit
offen, ich muss warten, dann darf ich auf den kalten OP-Tisch klettern. Die
Schwester lŠuft mit ihrer normalen Krankenhaus Kleidung im OP herum und richtet
die Instrumente. Ein Vermummter kommt und sagt: ãI am the
gas manÒ, dann lŠsst er mich gnŠdig
einschlafen.
Es ist alles
gut gegangen, 2 Tage spŠter holt Per mich aus dem Krankenhaus wieder ab. Wir wollen
vor der Weiterfahrt noch schnell in eine allgemein empfohlene Werkstatt, aber
dort hat man erst morgen Zeit fŸr uns. Macht nichts, es sind an beiden Autos
nur Kleinigkeiten zu machen, wenn wir morgen frŸh da sind, kommen wir bestimmt
mittags weg. Am nŠchsten Morgen staunen wir erst mal Ÿber den Zustand auf dem
Platz. In Deutschland sŠ§e der Verantwortliche wegen grober Missachtung aller
Umweltschutzbestimmungen im GefŠngnis. …llachen auf dem Boden, Schmiere und
Dreck wohin man schaut. Der gro§e Vorteil aber ist, dass die
beiden Chefs nicht nur Ahnung haben, sondern einer auch Englisch spricht. Wir
wollen einen zusŠtzlichen Filter einbauen lassen, damit das Sensibelchen sich
nicht stŠndig an dem dreckigen Diesel in SŸdamerika verschluckt. Ulli will seinen
Mercedes abschmieren lassen, …lwechsel soll gemacht werden und sein
Luft-Kompressor braucht eine †berholung. Am Abend ist unser Filter immerhin
eingebaut, aber bei Ulli ist fast noch gar nichts passiert. Wir bleiben Ÿber
Nacht auf dem versifften Werkstatt-Platz und warten schlie§lich noch anderthalb
Tage, ehe auch Ullis Auto fertig ist.
Dann endlich
weiter – es gibt noch viel zu sehen. Unser nŠchstes Ziel ist Nazca, richtig, das mit den berŸhmten Linien, oder doch UFO
Landebahnen? Aber dazu mŸssen wir erst mal quer durch die Anden Richtung
Pazifik, ungefŠhr 660 Kilometer. Landschaftlich wunderschšn, allerdings geht es
Ÿber 4 PŠsse. Zu Anfang 2.000 Meter
rauf, dann wieder runter, rauf, runter, rauf, und schlie§lich bleiben wir Ÿber viele
Kilometer auf 4.500 Meter Hšhe. Hier oben ist noch lange nicht die
Schneegrenze. Es ist Ÿberwiegend grŸn, Hunderte von Lamas weiden, und Vicunas, ihre wilden Verwandten, springen mit eleganten
SŠtzen Ÿber die Stra§e. In zahllosen Seen und Lagunen spiegeln sich dunkle Wolken,
die ab und zu heftige Schauer auf uns entladen. †ber uns kreisen einige
Kondore. Flamingos, Ibisse und andere uns unbekannte Wasservšgel trotzen diesen
extremen Bedingungen, wir aber sind froh, als wir in unserem warmen
Schneckenhaus wieder runter kommen. Doch mit dem Runterkommen wird die Natur
hier nicht etwa Ÿppiger. Im Gegenteil, es wird immer karger. In der Ferne sehen
wir einen riesigen gelben HŸgel, es ist der Cerro
Blanco, mit 2.078 Metern die hšchste DŸne der Welt. Endlos kurbeln wir uns auf
Meereshšhe runter, gibt es denn keinen geraden Meter auf dieser Strecke? Es
geht von einer Kurve und Kehre in die nŠchste, Per tun die Arme weh und mir wird
schlecht. Zahlreiche Kreuze stehen am Stra§enrand, manchmal ein halbes Dutzend
nebeneinander. Wenn hier die Bremsen zu hei§ werden und ihren Dienst
versagenÉ..Je tiefer wir kommen, desto mehr WŸste umgibt uns. Nur dort, wo
anscheinend ab und zu Wasser runter flie§t, sprie§t etwas GrŸn. Kurz vor Nasca beginnt eine Oase, die Lebensgrundlage des Ortes. Wir
sehen nur KaktusfrŸchte und Melonen auf den Feldern, entsprechend dŸrftig ist
das Angebot an Obst und GemŸse in den LŠden.
Aber die
Touristen interessieren natŸrlich vor allem die Linien. Was Herr von DŠniken
als Werk von Au§erirdischen ansieht, ist auch fŸr serišse Wissenschaftler nicht
wirklich geklŠrt. Allgemein angenommen wird, dass das Volk der Nazca zwischen 100 und 600 n.Chr. diese Linien in die WŸste
gescharrt hat (daher auch ãScharrbilderÒ genannt). Gigantisch ist z.B. der
Kolibri, eine Figur von 96 Metern LŠnge und 66 Metern Breite. In voller
Schšnheit sind die Figuren nur vom Flugzeug aus zu sehen. Aber nach
Schilderungen anderer Touris und Warnhinweisen in
Ullis ReisefŸhrer, (keine Versicherung versichert die Rundfluggesellschaften
mehr, warum wohl?) beschrŠnken wir uns darauf von einem HŸgel aus einige Linien
zu betrachten und von einem Aussichtsturm einen †berblick Ÿber zwei kleinere
Figuren zu bekommen.
Der
Ort Nazca ist nicht sehenswert, und so ziehen wir
schnell weiter an der PazifikkŸste entlang, nun wieder Richtung SŸden. Die WŸste geht hier direkt bis an den ãStillen
OzeanÒ, aber dessen gewaltige Brandung lŠsst ihn gar nicht still erscheinen.
Doch auch die WŸste ist durchaus nicht langweilig. Mal geht es durch ein Gebiet
mit Gestein, das RiesenfŠuste anscheinend wahllos verstreut haben, wenig spŠter
reichen gigantische SanddŸnen bis an die Stra§e. Dann wieder geht es vorbei
an Felsbrocken, die durch Wind und
Sand zu bizarren Formen geschliffen wurden. Schlie§lich erreichen wir Puerto Inca. Es liegt
in einer geschŸtzten Bucht und war eine Stadt, von der LŠufer innerhalb von 24
Stunden Fisch bis zur Inka-Hauptstadt Cusco gebracht
haben. Erstaunlich gut erhalten sind die unterirdischen Vorratsspeicher und ein
gro§es Geviert, auf dem Fisch getrocknet wurde. Auf der anderen Seite der Bucht
war der Friedhof, und in Ÿberdachten GrŠbern liegen noch heute menschliche
Knochen. Hoch Ÿber der Bucht finden wir einen Stellplatz ganz fŸr uns alleine
und mit einem traumhaften Blick Ÿber Klippen und Meer. Ein Platz zum Genie§en
und Ruhe finden, ehe wir wieder aufbrechen.
Ach,- beinahe vergessen, Sensibelchen hat seinem neuen Namen wieder alle Ehre gemacht. Mindestens ein dutzend Mal Fehlermeldungen, Notbetrieb usw. und zum Schluss ging gar nichts mehr. Die neue, unterwegs eingebaute Dieselfšrderpumpe kaputt, keine 6000km hat sie gehalten. Aber zum GlŸck ist die alte Pumpe noch einsatzfŠhig, Per baut sie ein und nun lŠuft ãesÒ wieder.