Bericht 2, von Leeuwarden bis Blokzijl - 01. bis 07. Juli 2006

Das Friesenfest in Leeuwarden nutzen wir heute noch einmal zu einem Bummel durch die hübsche Stadt mit den vielen fröhlichen Menschen, aber nachmittags zieht es uns in die Natur. Wir verlassen die Stadt durch mehrere Hubbrücken. Beim Durchfahren schwebt ein Holzschuh herunter, nachdem das Geld drin ist, wird er vom Brückenwärter wieder hochgezogen. Bald kommen wir in die Seenplatte „Alde Feanen“. Hatten wir erwartet, in die Stille zu kommen, müssen wir schnell begreifen, dass Holland das am dichtest besiedelte Land Europas ist und mindestens die Hälfte der Bevölkerung scheint ein Boot zu haben. Es herrscht ein Betrieb wie am Wochenende auf dem Wannsee, auch viele Plattbodenschiffe unter Segeln sind unterwegs.
In unseren Karten sind zahlreiche sog. „Marrekrit-Anleger“ verzeichnet. Eine Vereinigung legt diese Schiffsanlegeplätze an, pflegt sie und stellt sie kostenlos den Freizeitkapitänen zur Verfügung. Als kleiner Beitrag wird von den Bootseignern erwartet, für 7 € im Jahr eine Marrekrit-Fahne zu kaufen, die man überall in den Touristenbüros bekommt. Gerne würden wir an einem der Anleger festmachen, aber alles ist besetzt. Schließlich finden wir noch ein Plätzchen am Anleger für das Müllentsorgungsschiff, aber heute, am Sonnabend, wird wohl keins kommen. Sonntag schlendern wir durch das Städtchen „Grouw“, liegen später wieder bei Marrekrit und freuen uns, als es am Montag auf den Gewässern stiller ist. Es folgt ein Ruhetag an einer kleinen Insel mit Zeit zum Basteln. Es gibt immer wieder technische Probleme: Der Generator zieht Luft und braucht eine neue Dichtung an der Entlüftungsschraube, beim Abrücken des Herdes bricht der Griff ab und zum Kleben muss die gesamte Herdtür auseinander- und wieder zusammengesetzt werden, das Bugstrahlruder funktioniert nicht und die hydraulische Mastsetzwinde geht erst wieder, nachdem Per sie auseinander genommen und wieder zusammengesetzt hat. Eine Limoflasche fällt auf eine Schraube, und aus dem Loch sprudelt ein hübscher Springbrunnen – alles klebt anschließend.
Der nächste Stopp ist in Sneek, eines der Städtchen, die wie ein einziges Museum aussehen mit ihren vielen Häusern überwiegend aus dem 17. Jahrhundert. Überall ziehen sich Kanäle durch die Stadt, und durch das alte Stadttor kann man nicht mit dem Auto, sondern nur mit dem Schiff fahren. Bei 34°C lässt die Begeisterung für eine Stadtbesichtigung schnell nach. Eine schmale Gasse mit einer kleinen Kneipe und Stühlen auf der Straße lädt zu einer Bierpause ein, dann verlassen wir zum Übernachten die Stadt und suchen uns einen Platz an der Kanalböschung.
Weiter geht es über das Tjeukemeer und durch Orte, bei denen der Kanal die Funktion der Dorfstraße hat. Die Gärten der Häuser gehen bis ans Wasser, beim Durchfahren können wir den Bewohnern fast den Kuchen vom Teller nehmen. Wir haben auch Einblick in die schönen Einrichtungen der Häuser, denn die Fenster haben selten Gardinen. Nach Orten wie Echtenerbrug und Ossenzijl kommen wir in den Nationalpark "de Weerribben" und liegen umgeben von unberührter Natur ohne störende Zivilisationsgeräusche.
Der nächste Morgen bringt wieder Arbeit: Die Abwasserpumpe ist undicht, Wasser ist auf dem Boden unter der Spüle. Mit flüssiger Dichtung kann Per den Schaden beheben.
Dann fahren wir über das Giethoornse Meer nach Blokzijl, dem Ort, in dem wir das Schiff für 3 Wochen Freunden überlassen und mit deren Wohnmobil reisen.
Blokzijl ist ein bildhübsches Städtchen. Um das alte Hafenbecken gruppieren sich die Häuser aus dem 17. Jahrhundert mit ihren schönen Giebeln. Der Hafen lag einmal direkt am Meer, daher gibt es noch die alte Sturmflutschleuse. Inzwischen liegt der Ort etwa 40 km vom Ijsselmeer entfernt. Wir bummeln herum und haben nach 10 Minuten alle Gassen abgelaufen. Im Café Sluiszicht (Schleusensicht) schauen wir beim Bier den Schleusenmanövern zu. Ich denke an die Schleusen in Deutschland mit ihren Schildern: „Das Betreten der Schleusenanlagen ist verboten.“ Hier ist Schleusengucken ein Vergnügen, besonders, wenn der Schleusenwärter in der Saison bei starkem Andrang mit kräftigen Kommandos die Schleuse „stopft“.
Auf einen sehr heißen Tag folgt ein wunderbarer Sommerabend, das Leben pulsiert am Hafen und eine Bläser-Laienspielgruppe beginnt gegen 19.30 h mit einem kleinen Konzert. Es sind zwar viele falsche Töne dabei, aber die Atmosphäre und das Ambiente lassen darüber hinweg sehen. Eine zweite Gruppe tritt auf, auch Dicke Backen-Musik, aber mit weniger Mißtönen. Unser letzter Abend an Bord, ab morgen sind wir Wohnmobilisten.

 

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© Per & Sylvia Pehle